Walking in the Suburbs

Langsam gehen wir durch die Straßen des Garden Districts, das reiche Villenviertel von New Orleans. Ein herrschaftliches Haus reiht sich neben das andere, und durch große Hecken hindurch lassen sich Blicke auf fein angelegte Blumengärten, große Rasenflächen und Swimming Pools erhaschen. Große, schöne Bäume spenden angenehmen Schatten, der uns in der prallen Sonne gelegen kommt.

Auf den Spuren des Benjamin Button

Aus dem 19. Jahrhundert stammen die Häuser, die damals von wohlhabenden Amerikanern gebaut wurden. Die Stadt wuchs, und so mussten ehemalige Plantagen neuen Wohnvierteln weichen. Zunächst hatte jede Familie einen riesigen Garten, doch nach und nach wurden mehr und mehr Häuser zwischen die bereits stehenden Villas gesetzt. So ist die Architektur der Gegend äußerst abwechslungsreich. Dies erkannte auch Brad Pitt, der sich 2007 persönlich dafür einsetzte, dass „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ in einem der Häuser gedreht werden konnte.

Ein seltsamer Kontrast zu den gepflegten, reichen Anwesen ist die Straße, die mit großen Rissen, Schlaglöchern und fehlenden Pflastersteinen an Hurricane Katrina erinnert. Obwohl dieser Teil der Stadt im Verhältnis zu anderen Gebieten kaum überflutet war, lässt sich an den Straßenschäden die Gewalt des Sturms erkennen. An den Häusern hinterließ vor allem der Wind große Schäden, die jedoch von seinen Bewohnern längst behoben sind.

Wenn die Bildungsfrage eine Frage des Geldbeutels ist

In der benachbarten Tulane University, einer großen, prestigeträchtigen, privaten Einrichtung, treffen wir eine frisch gebackene Ethnologie-Absolventin. Sie ist gerade dabei, mit ihren Eltern Fotos auf dem schönen Campus zu machen. Ihr Vater ist interessiert, als er hört, dass wir aus Europa kommen, anerkennend nickt er, als wir uns als Medizinstudenten vorstellen. Er komme aus Houston, und gerne besuche er seine Tochter hier in New Orleans, so schön ruhig sei es auf dem Tulane Gelände, und auch die Altstadt und die Musik gefallen ihm sehr gut. Schnell sind die letzten Jahre vergangen, schon sei seine Töchterchen fertig mit dem Studium! Naja, wenigstens müsse er ab jetzt keine teuren Studiengebühren mehr bezahlen… Dass wir in Deutschland kostenlos Medizin studieren (seine erste Reaktion war: „You guys study medicine? Very good, it’s a wonderful job, but the studies are so long, very expensive…“) kann die Familie kaum glauben. Sie haben hart gearbeitet, um ihrer Tochter diese Chance zu ermöglichen, und wahrscheinlich müssen auch noch jahrelang teure Kredite abbezahlt werden.

Zur Info: 70% der amerikanischen Studenten haben nach dem College Schulden von durchschnittlich fast 30.000 Dollar. An der teuren Tulane University dürften es deutlich mehr sein, und für angehende Mediziner sowieso… denn eins von vier Jahren Med School kostet hier rund 80.000 Dollar. Dagegen unsere Semestergebühren von knapp 150 Euro…

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Piano Bar

Den Begriff Piano Bar kenne ich schon lange, aber eine wirkliche Vorstellung davon bekomme ich heute Abend: In einem Irish Pub stehen sich zwei Flügel gegenüber, und abwechselnd bringen ein Pianist und eine Pianistin ihr Können zum Besten. Wir dürfen unsere Songwünsche auf Servietten schreiben, und mit ein paar Dollars gespickt landen diese dann bei den Künstlern. Wann kommt endlich unser Song, Piano Man? Wieso gibt es so etwas nicht auch in Deutschland?

Neben uns sitzt ein junges Paar aus New Orleans, er will Pilot werden, sie arbeitet als Visagistin bei Hochzeiten. In herzlicher amerikanischer Art werden uns Drinks bestellt, und plötzlich sind wir wieder beim Thema Studiengebühren, wieder schauen wir in ungläubige Augen, als wir erklären, dass man für die Uni in Deutschland nichts zahlt… Dabei sollte das doch eine Selbstverständlichkeit sein.

Piano Bar

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